TRUST Forschung Forschungsprojekte
Planerinnen und Planer, ihr Alltag und ihre Entscheidungen. Die empirische Analyse des Alltagshandelns von Stadtplanerinnen und Stadtplanern als Beitrag zur Reflexion des Planungsverständnisses und zur Weiterentwicklung planungstheoretischer Ansätze

Planerinnen und Planer, ihr Alltag und ihre Entscheidungen. Die empirische Analyse des Alltagshandelns von Stadtplanerinnen und Stadtplanern als Beitrag zur Reflexion des Planungsverständnisses und zur Weiterentwicklung planungstheoretischer Ansätze

Leitung:  Prof. Dr. Frank Othengrafen, Dr. Meike Levin-Keitel
Team:  M.Sc. Dominique Charlotte Breier
Jahr:  2019
Förderung:  Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit:  September 2016 - Februar 2019
Ist abgeschlossen:  ja

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Kurzbeschreibung:

Was machen Stadtplanerinnen und Stadtplaner im Alltag? Erstellen sie Pläne oder Konzepte, verhandeln sie mit Investor/innen, tauschen sich mit Bürger/innen aus oder schreiben sie Stellungnahmen für Politiker/innen? Zu Beginn des Projekts schien sehr viel über die Handlungsfelder, in denen Stadtplaner/innen tätig sind, bekannt. Es lag Wissen dazu vor, welche formellen und informellen Instrumente sie nutzen und in welchem institutionellen Umfeld sie arbeiten. Allerdings gab es keine gesicherten empirischen Erkenntnisse, wie das konkrete Handeln von Stadtplaner/innen, die in der öffentlichen Verwaltung arbeiten, im Alltag aussieht und was das für ihr jeweiliges (disziplinäres) Verständnis von Planung bedeutet.

Ziel des Forschungsvorhabens war es daher, über die empirische Analyse der Planungspraxis und der Erfahrungen von in der Verwaltung tätigen Stadtplaner/innen zu einer kritischen Reflexion und Differenzierung des disziplinären Selbstverständnisses von Planung beizutragen und bisherige – oftmals ohne empirische Bezüge idealtypisch hergeleitete – planungstheoretische Ansätze kritisch zu hinterfragen. Dabei wurden zum einen die individuellen Einflussfaktoren wie der soziale Hintergrund, persönliche Interessen oder das kontextabhängige Arbeitsumfeld, die die Rollenwahl und das Rollenverständnis von Planer/innen beeinflussen, herausgearbeitet. Zum anderen wurden aber auch institutionelle, disziplin-bedingte und kulturelle Einflüsse identifiziert, so beispielsweise die Herausbildung eines bestimmten Planungsverständnisses in einem Planungsverband oder eines disziplinären (Selbst-)Verständnisses im Rahmen der Ausbildung.

Grundlage der empirischen Arbeit bildete eine schriftliche Umfrage unter allen Planer/innen, die in Mittelstädten (20.000-100.000 Ew.) tätig sind. Zum einen sind Mittelstädte – neben Kleinstädten – typisch für das deutsche Siedlungssystem und die Strukturierung des Raumes, zum anderen war zu vermuten, dass das Aufgabenspektrum von Stadtplaner/innen, die in den Verwaltungen von Mittelstädten tätig sind, weniger spezialisiert ist als das der in Großstädten tätigen Planer/innen. Damit kann insbesondere die empirische Analyse der Planungspraxis in Mittelstädten zu einer (kritischen) Reflexion und Differenzierung des disziplinären Selbstverständnisses von Planung beitragen. Im Rahmen der schriftlichen Umfrage wurden in einem zweiten Schritt 20 Stadtplaner/innen auf freiwilliger Basis ausgewählt, um sie in ihrer alltäglichen Planungspraxis zu begleiten. Ihre Handlungen und ihr Alltag wurden über teilnehmende (mehrtägige) Beobachtungen und Experteninterviews dokumentiert und analysiert, gleichzeitig wurden ihre individuelle Prägung und ihre Einstellungen, moralischen Vorstellungen etc. hinterfragt. Unter Berücksichtigung biographischer Aspekte sowie ihrer ethischen Grundhaltungen konnten Aussagen zu den dahinter liegenden individuellen und institutionellen frames, Gemeinsamkeiten und Differenzen planerischer Prägungen etc. abgeleitet werden.

 

Short description:

What do urban planners do in their daily routine? Do they create plans and concepts, do they negotiate with investors, do they exchange with citizens, or do they write statements for politicians? At the beginning of the project, a lot was known about fields of action in which urban planners work, the formal and informal instruments they use, and the institutional environment in which they operate. However, there were no assured empirical findings on how the concrete actions of urban planners working in public administration look like in everyday life and what those actions mean for the (disciplinary) understanding of planning.

Therefore, the research project’s goal was to use the empirical analysis of planning practice and the experience of urban planners working in administration to critically reflect and differentiate the disciplinary self-conception of planning and to critically question planning theory approaches, which are often ideal-typically derived without empirical evidence. To reach that goal, the individual influencing factors such as social background, personal interests, or the context-depended working environment, which influence the choice and understanding of roles of planners, were identified on the one hand. On the other hand, institutional, discipline-related and cultural influences were identified, for example, the forming of a certain understanding of planning in a planning association or a disciplinary (self-)understanding in the context of education.

Basis of the empirical work was a written survey among all planners operating in medium-sized cities (20.000-100.000 Inh.). On the one hand, medium-sized cities are – besides small cities – typical for the German settlement system and the structure of the space, on the other hand, it could be assumed that the range of tasks of urban planners working in the administration in medium-sized cities is less specialized than that of planners working in large cities. Especially the empirical analysis of the planning practice in medium-sized cities can contribute to a (critical) reflection and differentiation of the disciplinary self-conception of planning. In a second step, 20 urban planners were selected voluntarily within the framework of the written survey to accompany them in their daily planning practice. Their actions and their daily routine were documented and analyzed through participating (several days) observations and expert interviews. At the same time, their individual imprinting and their attitudes, moral concepts, etc. were questioned. Considering bibliographic aspects as wells as ethnic attitudes, statements concerning underlying individual and institutional frames, commonalities, and differences of planning characteristics, etc. were derived.